Vor einem Jahr vertraten nicht wenige Neunmalkluge die Ansicht, die Europäische Zentralbank könne ihre Leitzinsen nicht ein einziges Mal erhöhen, weil dann die Eurozone wie ein Kartenhaus einstürzen werde. Die EZB hat seitdem ihre Leitzinsen mehrfach ohne einen Einsturz der Eurozone erhöht; der aktuelle Zinsschritt fand gar in einem durch große Nervosität über die Zukunft von Banken gekennzeichneten Umfeld statt. Dies belegt: Die EZB hat ihre Linie gefunden. Diese Linie ist richtig.
Das erhebliche Wachstum der globalen Finanzmärkte hat die vermeintlich heile Welt der Geldpolitik von vor einem Vierteljahrhundert zerstört. Zentralbanken sind nicht allein der Stabilität des Geldwerts verpflichtet, sondern sie haben heute de facto auch einen Beitrag zur Stabilität von Finanzmärkten zu leisten. Spätestens seit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 werden sie als Versicherer gegen gesamtwirtschaftliche Großrisiken beansprucht, weil keine andere Instanz so schnell und mit so großen Beträgen ein wankendes Finanzsystem stabilisiert.
Natürlich besteht die Gefahr eines Missbrauchs der Zentralbanken in dieser Rolle – das ist das Los eines jeden Versicherers. Aber auch in Zukunft wird es immer wieder Episoden vorübergehender Unruhe an den Finanzmärkten geben; die beste Regulierung wird nicht verhindern können, dass gelegentlich eine Bank in die Bredouille gerät. Nicht immer werden Zentralbanken eingreifen müssen. Gelegentlich, wie aktuell im Falle der Credit Suisse, kann es jedoch sinnvoll erscheinen.
Die Zentralbanken müssen lernen, die beiden Aufgaben zu verbinden. Leitzinsen bleiben das dominierende Instrument für die Sicherung der Geldwertstabilität. Für die Sicherung der Stabilität der Finanzmärkte verfügen Zentralbanken über andere Instrumente wie die vorübergehende Bereitstellung von Kreditlinien. Die EZB hatte sich im Kampf gegen die Inflation zu lange zu wenig zugetraut. Endlich legt sie die notwendige Konsequenz an den Tag.
A year ago, quite a few smart-ass thought that the European Central Bank couldn't raise interest rates once because the eurozone would collapse like a house of cards. Since then, the ECB has raised interest rates several times without the eurozone collapsing; the current hike in interest rates even took place in an environment characterized by great nervousness about the future of banks. This proves that the ECB has found its line. This line is correct.
The substantial growth of the global financial markets has destroyed the supposedly perfect world of monetary policy from a quarter of a century ago. Central banks are not only committed to the stability of the value of money, but today they also have to make a de facto contribution to the stability of financial markets. At least since the financial crisis of 2008 and 2009, they have been claimed as insurers against major macroeconomic risks, because no other entity stabilizes a faltering financial system so quickly and with such large amounts.
Of course, there is a risk that central banks will abuse this role – that is every insurer's lot. But there will always be episodes of temporary unrest on the financial markets in the future; even the best regulation will not be able to prevent a bank from getting into trouble from time to time. Central banks will not always have to intervene. Occasionally, however, as is currently the case with Credit Suisse, it can make sense.
Central banks must learn to combine the two tasks. Key interest rates remain the dominant instrument for ensuring monetary stability. Central banks have other instruments at their disposal to ensure the stability of the financial markets, such as the temporary provision of credit lines. In the fight against inflation, the ECB had too little confidence in itself for too long. She finally shows the necessary consistency.
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